Meine Ausbildungen haben mir die Möglichkeit gegeben, über viele Jahre Wissen auf Expertenniveau zu sammeln. Einen Ausschnitt dieses Wissens gebe ich mit dieser Serie aus dem Magazin BAUERNBLATT gern weiter.

ABWECHSLUNGSREICHE WINTERARBEIT

Monotonie langweilt nicht nur, sie schadet

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · NOV 2020 ·  TEIL 1

Jetzt beginnt sie langsam, die nasskalte Jahreszeit. Noch genießen die Pferde die letzten schönen Tage auf der Weide, und das tägliche Training lässt sich abwechslungsreich und spannend gestalten. 

Doch in den Wintermonaten werden nicht nur Reiter mit Regen, Dunkelheit und Kälte konfrontiert. Auch für die Pferde geht die dunkle Jahreszeit mit weniger Abwechslung und oftmals einer gewissen Eintönigkeit einher. 

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 1
Im Winter stehen die Pferde meist länger in ihren Boxen. Dazu kommt, dass Reiter und Pferd gefühlt fünf Monate in der Reithalle verbringen, bis es endlich wieder Frühling wird. Doch Monotonie im Training, gepaart mit vielen Stunden in einer Box, führt oftmals nicht nur zu Verhaltensauffälligkeiten wie gegen die Boxenwände zu treten, Zähne an den Gitterstäben zu wetzen, Koppen, Weben oder Teilnahmslosigkeit. Täglich mehr oder weniger das gleiche Trainingsprogramm schadet auch dem Pferdekörper.

Das liegt an verschiedenen Faktoren. Denn auch wenn Pferde inzwischen züchterisch zu Topathleten oder verlässlichen Freizeitpartnern geworden sind und mit Eigenschaften wie Rittigkeit, Springvermögen, Leistungsbereitschaft und herausragenden Grundgangarten ihre Besitzer begeistern, sind ihre Biomechanik, ihr Verdauungstrakt und ihre Instinkte die eines Steppentieres geblieben. Der Körper eines Pferdes ist immer noch der eines Fluchttieres, welches 16 Stunden am Tag in ruhigem Tempo mit gesenktem Kopf von einem Grasbüschel zum nächsten wandert. Hierbei legen die Pferde am Tag 15 bis 30 km zurück. Ständig wechselnden Umweltreizen ausgesetzt, werden sie permanent mit neuen Situationen konfrontiert.

Grundbedürfnisse des Pferdes befriedigen

Behält man diese wesentlichen Aspekte im Hinterkopf, wird schnell offensichtlich, dass ein Großteil des verantwortungsvollen Manage­ments eines Pferdes darin bestehen sollte, für seine Grundbedürfnisse nach viel und gleichmäßiger, mode­rater Bewegung sowie einer konti­nuierlichen, energiearmen Futter­aufnahme und wechselnden Um­weltreizen Sorge zu tragen - auch im Winter. Denn im ursprünglichen Alltag eines Pferdes gab es Mono­tonie und Langeweile schlichtweg nicht. Und diese Anforderungen lassen sich nicht "wegzüchten".

Genau wie Menschen reagieren Pferde auf einseitige Belastungen und langes Verweilen in der Box mit Muskelverspannungen und daraus resultierenden Schmerzen. Wer viel Zeit am Schreibtisch oder im Auto verbringt, weiß, wie sich ein ver­spannter Nacken und ein schmer­zender Rücken durch verkrampfte Muskulatur anfühlen. Ausgleichs­sport, Rückenschule und viel ab­wechslungsreiche Bewegung sind nicht nur für Menschen gute Mög­lichkeiten, um Schmerzen und früh­zeitigem Verschleiß vorzubeugen. Pferde zeigen ihr Unwohlsein beispielsweise durch mangeln­de Durchlässigkeit und Losgelas­senheit, Taktfehler, indem sie den Schweif schief halten, mit den Zäh­nen knirschen und "zickig" sind. Viel mehr Möglichkeiten hat ein Pferd ja auch nicht. Ein verantwortungsbewusster Reiter oder Pfer­dehalter sucht den Grund hier­für zunächst bei sich selbst, dem Equipment, dem Training und der Haltung des Pferdes.

Das gesamte Konzept hinterfragen

Es ist durchaus sinnvoll, immer wieder das gesamte Konzept des Pferdemanagements selbstkritisch zu hinterfragen. Denn oftmals sind solche Signale des Pferdes ein deutliches Anzeichen für zu einsei­tige Belastung mit daraus resultie­renden schmerzhaften Verspan­nungen, Muskelverkürzungen und Schonhaltungen.

Die wenigsten P1erde haben echte Gelenkverrenkungen, ein Großteil leidet unter massiv verspannter Musku­latur und verklebten Faszi­en. Ein fachlich versierter Physio- oder Osteothera­peut kann hier durch geziel­tes Mobilisieren von Muskulatur und Faszien die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit wiederher­stellen. Genau wie ein Mensch kommt ein Pferd aus dieser „Verspannungsfalle" allein nicht wie­der heraus.

Ein weiterer Baustein im durch­dachten Management eines Pfer­des sind unterschiedliche Trai­ningsanreize. Muskeln, Sehnen und Bänder brauchen viele ver­schiedene Reize, um nachhaltig ge­sund zu bleiben und unterschiedli­chen Beanspruchungen standhal­ten zu können. Das Ziel eines aus­gewogenen Trainings - egal ob für ein Turnierpferd oder den Freizeit­partner - sollte ein gesundes, mo­tiviertes und glückliches Pferd sein.

Es gibt viele Möglichkeiten, auch den Winter für Reiter und P1erde kurzweiliger zu gestalten. Dabei sollte die einzige Abwechslung nicht nur darin bestehen, an einem sonnigen Sonntag statt in der Hal­le auf dem Platz zu reiten. Ergän­zend zur klassischen Dressurarbeit lassen sich eingefahrene Rituale oft schon mit kleinen Veränderun­gen durchbrechen. Beispielsweise könnte die Aufwärmphase, selbst wenn es an dem Tag reines Dres­surtraining sein soll, mit einer bis drei Stangen aufgelockert werden. Trabstangen lassen sich gut in die tägliche Arbeit integrieren, eben­so wie Pylonen, Gassen oder Cava­lettis. Aber auch Springgymnastik und Freispringen machen nicht nur Springpferden Spaß.

In den folgenden Ausgaben wer­den unterschiedliche Möglichkei­ten dargestellt, mit Kleinigkeiten das Tages- und auch das Wochen­training abwechslungsreicher zu gestalten.

Maike Schwerdtfeger

Download
Bauernblatt_Teil1.pdf
Adobe Acrobat Dokument 824.2 KB

Pylonen und Dualgassen gegen Monotonie

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · DEZ 2020 ·  TEIL 2

Im ersten Teil dieser Serie sind bereits die zu befriedigenden Grundbedürfnisse eines jeden Pferdes - egal ob Sportpferd oder Freizeitpartner - dargestellt worden. Dabei ging es auch schon um unterschiedliche Trainingsanreize, die Abwechslung in den Alltag bringen. Das kann ein Haltungswechsel des Pferdekörpers im Training sein oder auch die Arbeit mit verschiedenen Hindernissen.

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 2
Der Winter ist in Norddeutsch­land lang, dunkel und ungemütlich. Davon können insbesonde­re Pferdefreunde und Reiter ein Lied singen. Auch in der nasskal­ten Jahreszeit müssen die Vierbei­ner versorgt und vor allem ausrei­chend und abwechslungsreich be­wegt werden.

Die Gesundheit und das Wohl­befinden der Pferde lassen sich oft schon mit kleinen Änderun­gen im täglichen Training unter­stützen. Denn genau wie bei Men­schen ist ihr Muskelstoffwechsel nicht auf ausdauernde Haltearbeit ausgelegt. Das fortwährende Trai­nieren immer gleicher Abläufe in der gleichen Körperhaltung führt nach spätestens 8 min zu einem „Kippen" des Muskelstoffwech­sels in den anaeroben Bereich. Die Umgebung der Muskelzellen über­säuert. Vereinfacht formuliert be­deutet dies, dass es zu ausgespro­chen schmerzhaften Verspannun­gen mit daraus resultierenden Blockaden kommen kann. Ein Reiter kann sich diese Haltearbeit der Muskeln ganz einfach selbst veran­schaulichen, indem er seine Gerte für 10 min mit ausgestreckten Ar­men vor sich hält.

Nicht immer das Gleiche reiten

Um diesen schmerzhaften Ver­spannungen vorzubeugen, hilft es, innerhalb einer Trainingseinheit einfach mal die gewohnten Pfade zu verlassen. Kleine Veränderun­gen, wie zum Beispiel regelmäßi­ge Schrittpausen am hingegebe­nen Zügel, werden vom Pferd sehr dankbar angenommen und wirken wie eine Belohnung. Hinzu kommt, dass beispielsweise nach dem Üben von Galopp-Schritt-Übergängen die anschließende Pause am lan­gen Zügel und die daraus resultie­rende Muskelentspannung dazu führt, dass sich wieder ausreichend Sauerstoff in der Umgebung der Muskelzellen befindet. So kommt es nicht zu einer Übersäuerung, stattdessen können gezielt Mus­keln aufgebaut werden. Den gleichen Effekt hat das Leichttraben mit Zügel-aus-der­Hand-kauen-lassen als Unterbre­chung der versammelnden Arbeit. Auch dies ist keine Lektion, die ausschließlich am Ende einer Trai­ningseinheit geritten wird. Eben­so lassen sich das Traben im Entlas­tungssitz sowie das Galoppieren im leichten Sitz sehr gut nutzen, um schmerzhaften Verspannungen durch gezielte Entspannung vor­zubeugen.

Die Wirkung ist sofort spürbar. Viele Pferde werden dadurch zu­friedener und entspannter, da sie physisch und psychisch losgelasse­ner sind. Diese Art der Abwechs­lung in der Trainingseinheit ist vor allem relevant, um den stoffwech­selphysiologischen Anforderungen der Muskulatur gerecht zu werden.

Um den monotonen winterli­chen Trainingsalltag innerhalb ei­ner Reitstunde zu unterbrechen, bieten Dualgassen und Pylonen eine bunte Vielfalt an Möglichkei­ten. Hierfür muss nicht gleich ein ganzer Parcours an Pylonen und Gassen aufgebaut werden. Vier Py­lonen, auf dem vierten Hufschlag an den Zirkelpunkten aufgestellt, erfordern ein korrektes Reiten der Hufschlagfigur „Zirkel". Schnell stellt fast jeder Reiter fest, dass es Konzentration erfordert, die vor­gegebenen Wege nun auch wirk­lich korrekt zu reiten. In der lösenden Arbeit bieten die Pylonen sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene die Option, auf der Außenbahn Über­gänge vom Trab zum Schritt oder vom Trab zum Galopp „am Punkt" zu reiten. Im weiteren Verlauf der Arbeit können Volten, Achten, Schlangenlinien sowie Handwech­sel im Schritt, Trab und Galopp hin­zugenommen werden.

Bunte Vielfalt an grauen Tagen

Zur Unterstützung der versam­melnden Arbeit eignet sich die Innenbahn der Pylonen. Schnell aufeinanderfolgende Übergän­ge oder Tempounterschiede, kor­rekt an den Pylonen geritten, er­fordern „Köpfchen", Konzentrati­on und vorausschauendes Reiten. Ein Übergang genau auf Höhe der Pylone, sei es ein Trab-Schritt-Über­gang, ein einfacher Wechsel oder ein fliegender Wechsel, gelingt nur mit konsequenter, durchdachter Vorbereitung der Lektion.

Auch Dualgassen lassen sich leicht ins Training integrieren. Die Stangen haben den Vorteil, dass sie weich sind. Ungeübte Pferde, die bei klassischer Stangenarbeit even­tuell einen „Knoten in die Seine" bekommen und schnell stolpern, können mit reduziertem Unfallri­siko ihre Körperwahrnehmung im Raum schulen. Ist für ein Pferd - egal welches Alters - Stangenar­beit gänzlich neu, startet man ein­fach zu Beginn der Reitstunde an der Hand, anstelle von Schrittrei­ten, mit dem Führen über einzelne Dualgassenstangen. Als Gasse hingelegt, beträgt der Abstand zwischen den beiden wei­chen Stangen je nach Pferdegrö­ße und Schrittlänge etwa 1,20 m für das Einbeziehen in die lösende Trabarbeit. Liegt diese Gasse bei­spielsweise bei X links und rechts der Mittellinie, sind der reiterlichen Kreativität keine Grenzen gesetzt. Nach dem Aufwärmen im Schritt, Trab und Galopp kann die Gasse in die versammelnde Arbeit einbezo­gen werden.

Übergänge, die exakt auf der Mittellinie in der Gasse geritten werden, erfordern auch bei diesem kleinen „Hindernis" Fokussierung und genaues Reiten. Oftmals reicht zu Beginn schon eine ganze Para­de vom Schritt zum Halten, um als Reiter zu erkennen, wie reell durch­lässig und fein das Pferd wirklich an den Hilfen steht. Fortgeschrit­tene Reiter und Pferde können Übergänge, einfache oder fliegen­de Wechsel in der Gasse in die Ar­beit einbeziehen.

Nicht nur für den Reiter ist die­se Arbeit anstrengender als das ge­wohnte Training, auch die Pferde werden anders gefordert. Umso wichtiger ist es, immer wieder Schrittpausen zur Entspannung einzubauen. Dann bereiten diese bunten „Kleinigkeiten" nicht nur dem Reiter Freude.

Maike Schwerdtfeger

Download
Bauernblatt_Teil2.pdf
Adobe Acrobat Dokument 744.2 KB

AN DIE UNGEWOHNTE UMWELT GEWÖHNEN

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · DEZ 2020 ·  TEIL 3

In den ersten beiden Teilen dieser Serie ging es um die grundsätzli­chen Bedürfnisse, die alle Pferde haben und die es durch den Rei­ter zu befriedigen gilt. Es wurden verschiedene Ideen vorgestellt, mit denen sich Monotonie in der Reithalle oder auf dem Platz mit Kleinigkeiten durchbrechen lässt. Im dritten Teil geht es nun darum, wie wichtig es ist, dem Pferd mög­lichst viele verschiedene Umwelt­reize zu zeigen und es mit neuen Situationen zu konfrontieren. 

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 3
Die Instinkte des Pferdes sind immer noch die des Steppenbe­wohners im Herdenverband, wel­cher bei Gefahr mit Flucht re­agiert, um sein Leben zu retten. Diese über viele Jahrtausende be­währte Überlebensstrategie ist bis heute erhalten geblieben. Die Le­bensumstände des Pferdes haben sich jedoch massiv verändert. Ein Großteil der Pferde wird nach wie vor hauptsächlich in der Box ge­halten. Im Winter steigt dieser An­teil noch einmal deutlich an.

Selbst wenn es vor der Box ei­nen Paddock gibt, führt diese Haltung dazu, dass die Pferde ei­nem sehr übersichtlichen Wahr­nehmungsradius ausgesetzt sind. Dies bedeutet jedoch im Um­kehrschluss, dass für das Pferd al­les, was es nicht kennt, zunächst eine Gefahr bedeutet. Verhal­tensauffälligkeiten wie Scheuen oder Wegspringen haben nichts mit Bösartigkeit zu tun, sondern sind ein Instinkt, der das überle­ben des Individuums sichern soll. Je weniger ein Pferd sieht und je langweiliger sein Boxenalltag ist, umso angespannter und damit gestresster wird es.

Kennt ein Pferd nur den immer gleichen täglichen Ablauf, beste­hend aus Box und Halle oder Box und Reitplatz, kombiniert mit ei­ner kraftfutterdominierten Fütte­rung und der kalten Luft im Win­ter, wird aus einem entspannten Freizeitpartner leicht ein explosi­ves Pulverfass. Hinzu kommt, dass nicht nur Überforderung, sondern auch Unterforderung, sprich Lan­geweile, ein Pferd massiv stressen kann. Dies bleibt oftmals lange unerkannt und endet in Krankhei­ten wie Magengeschwüren und Darmentzündungen oder einfach nur in Apathie.

Kopf und mehr Ruhe fürs Gemüt

Um es gar nicht erst so weit kom­men zu lassen, bietet sich jedem Reiter die Möglichkeit, in kleinen Schritten auch das „verrückte Tur­nierpferd" an die Welt hinter der Stalltür zu gewöhnen. Gerade für etwas vorsichtigere Reiter, Anfän­ger und noch unerfahrene Pfer­debesitzer ist eine langsame und durchdachte Herangehensweise sicherer, als direkt mit einem auf­geregten Pferd ins Gelän­de zu starten. Mitunter ist es zeitaufwendig und um­ständlich, einem Pferd die spannende Umwelt zu zei­gen, doch es zahlt sich aus.

Kennt ein Pferd noch nicht viel von seiner Um­gebung und ist an der fri­schen Luft schreckhaft und unsicher, vor allem im Winter bei frostigen Tem­peraturen, beginnt man mit kleinen Einheiten möglichst nach dem Rei­ten. Dies birgt zwei po­sitive Aspekte: Das Pferd hat nicht mehr ganz so viel überschüssige Energie und ist für den Fall, dass es plötzlich zur Seite springt, schon aufgewärmt.

Die ersten Runden soll­ten ausschließlich in ge­wohnter Umgebung mit einem sicheren, ruhigen Begleitpferd, an der Hand geführt mit Trense und Longe stattfinden. Aufregen­de Dinge, wie beispielsweise der Hoftrecker, können ganz in Ruhe angeschaut werden. Wichtig ist, dass der Führende dem Pferd Si­cherheit und Vertrauen vermittelt.

Je öfter diese Spaziergänge eta­bliert werden, umso ruhiger und entspannter wird selbst ein unsi­cheres Pferd die Runden absolvie­ren. Denn der Wert dieser Übung liegt nicht in der Einmaligkeit, son­dern in der regelmäßigen Wieder­holung. Auch wenn dies am Anfang durchaus Nerven kosten kann, und zwar sowohl den Reiter als auch das Pferd, werden die Tiere mit der Zeit dennoch dankbare und in­teressierte „Spaziergänger" wer­den. Die Reizschwelle wird sinken, und das ganze Pferd wird gelasse­ner werden, weil es sich regelmä­ßig mit Dingen konfrontiert sieht, die es in seinem eintönigen Boxen­alltag einfach nicht zu Gesicht be­kommt.

Behutsam zu mehr Gelassenheit

Je sicherer ein Pferd wird, umso größer kann der Radius des Spa­zierganges werden. Scheut man als Besitzer nicht den Aufwand, lassen sich in die täglichen Run­den über den Hof neue spannen­de Objekte integrieren. Eine Plas­tiktüte, ein Trecker mit laufendem Motor oder ein aufgespannter Re­genschirm reichen schon, um das Pferd mit einer neuen Herausfor­derung zu konfrontieren. Fortgeschrittene Pferde absol­vieren mit Freude ganze Gelassen­heitsparcours, die sich mit etwas Engagement in der Reithalle auf­bauen lassen. Neben großen Pla­nen, ergänzt um glänzende Alu­miniumkugeln oder Bälle, bieten Flattervorhänge, Regenschirme, vielleicht ein Podest oder ein Ra­dio zahlreiche Ideen, um ein Pferd in kleinen Schritten und mit der nötigen Vorsicht und Ruhe an viel­fältige Reize zu gewöhnen.

Mit Ausritten in Begleitung ei­nes erfahrenen Führpferds soll­te erst dann begonnen wer­den, wenn sich das Pferd an der Hand ruhig und entspannt be­wegt. Dies ist bei manchen Pfer­den immer möglich, andere muss man eben langsam dahin führen. Auch dabei sollte der Reiter in der Lage sein, dem Pferd in jeder Situation ein sicheres Gefühl zu vermitteln.

Gerade im Winter, bei unge­mütlichen Temperaturen und schlechtem Wetter, reicht manch­mal schon ein knackender Ast, um das Pferd zu erschrecken. Ein ängstlicher Reiter verspannt sich und verunsichert das Pferd da­durch noch mehr. Doch auch hier zahlt sich am Ende die Regelmä­ßigkeit aus.

Maike Schwerdtfeger

Download
Bauernblatt_Teil3.pdf
Adobe Acrobat Dokument 750.1 KB

Hart und weich für die Körperwahrnehmung · Reiten auf unterschiedlichen Böden

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · JAN 2020 ·  TEIL 4

In den ersten drei Teilen dieser Serie wurde verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass auch im Winter die Grundbedürfnisse der Pferde befriedigt werden. Außerdem wurde aufgezeigt, wie der graue Winteralltag mit Pylonen, Dualgassen abwechslungsreicher gestaltet werden kann. Doch ein weiterer Aspekt spielt eine wesentliche Rolle für abwechslungsreiches (Winter-)Training und durchdachtes Management eines Pferdes: das Reiten auf unterschiedlichen Böden.

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 4
Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke der Pferde benötigen sommers wie winters verschiede­ne Reize, um nachhaltig gesund und belastbar zu bleiben. Denn eigentlich ist jedes Pferd darauf ausgelegt, mit unterschiedlichen Böden zurechtzukommen, ohne dass gleich eine Sehnenüberrei­zung entsteht. Doch je länger Pferde nur auf planierten Hallen­oder Reitplatzböden geritten werden, desto anfälliger werden sie für Schädigungen, wenn es dann mal uneben wird. Die Tiere sind es schnell nicht mehr gewöhnt, ihren Reflexen zu folgen, können ihre Balance nicht mehr halten und sind überfordert.

Verantwortlich für die sichere Be­wegung auf unterschiedlichen Bö­den ist sowohl beim Pferd als auch beim Menschen das sogenannte propriozeptive System, also die Ei­genwahrnehmung des Körpers im Raum. Propriozeptoren sind sen­sorische Nervenzellen, welche sich in den Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken des Pferdes befin­den und an das Gehirn Meldung über die Stellung und Bewegung des Körpers im Raum geben. Ver­einfacht formuliert erhält die Mus­kulatur mittels Rückmeldung entsprechende Reaktionsreize. Dieser ausgefeilte Wahrnehmungskreis­lauf schützt die Muskulatur, Seh­nen und Bänder vor Überlastun­gen, die beispielsweise zu Muskel­faserrissen oder Sehnenzerrungen führen können. Es ist somit ele­mentar wichtig, dass dieser Basis­sinn adäquat funktioniert.

Zu viel Zeit in der Box und we­nig abwechslungsreiches Reiten auf ebenen, immer gleichen Böden führen dazu, dass diese Ner­venbahnen verkümmern. Die Körperwahrnehmung verschlechtert sich. Dies ist erkennbar an vermehrtem Stolpern und fehlender Balan­ce, möglicherweise treten Taktfeh­ler auf, oder das Pferd beginnt, mit den Hufen zu schlurfen. Pferde, die nicht über eine gute Körperwahr­nehmung verfügen, neigen auch dazu, aus Unsicherheit schreckhaf­ter zu werden.

Auf verschiedenen Böden trainieren

Gerade im Winter ist es für viele Reiter be schlechtem Wetter, Wind und Regen häufig eine echte Her­ausforderung, täglich nach einem anstrengenden Arbeitstag in den Stall zu fahren und den Vierbeiner nicht nur kurz zu bewegen, sondern sich auch noch über ab­wechslungsreiche Trainingseinhei­ten Gedanken zu machen. Grund­sätzlich ist es im Sommer natürlich viel leichter, Spaziergänge, Ausrit­te und Geländetraining in den All­tag zu integrieren.

Doch im Hinblick auf die Schu­lung des propriozeptiven Systems sollte auch im Winter das Reiten auf unterschiedlichen Böden nicht außer Acht gelassen werden. Denn je häufiger und regelmäßiger die Nervenbahnen stimuliert werden, desto besser wird die Körperwahr­nehmung des Pferdes. Der positive Effekt für das propriozeptive Sys­tem entsteht erst durch regelmäßiges Training. Auch hier gilt „ein­mal ist keinmal".

Abends im Dunkeln lassen sich Spaziergänge oder Ausritte nicht in die Tat umsetzen. An diesen Ta­gen bieten Pylonen oder Dualgas­sen Alternativen, um für Abwechs­lung zu sorgen. Doch an den Wo­chenenden ist das Reiten im Gelän­de möglich. Genau wie ein junges oder unsicheres Pferd langsam an Spaziergänge im Schritt gewöhnt wird, fängt man auch mit den Aus­ritten verantwortungsbewusst und dosiert an. Eine Schrittrunde den Feldweg entlang vor beziehungsweise nach dem Training oder Was­sertreten auf dem Außenplatz sind erste Schritte, um ein Pferd an un­terschiedliche Bodenverhältnisse zu gewöhnen.

Auch in einem Geländepark kön­nen noch relativ unerfahrene Pferde in Begleitung eines routinierten Führpferdes neue Herausforderun­gen kennenlernen, wie etwa feste Geländehindernisse oder Wasser. Der Besuch dort erfordert jedoch eine gewisse Gelassenheit des Pfer­des.

Neue Herausforderungen im Geländepark

Mit einem unerfahrenen Pferd fängt man nach dem Abladen im Geländepark je nach Grad der Auf­regung in ganz kleinen Schritten an. Ist das Tier zum ersten Mal mit einer solchen Umgebung konfrontiert, kann es passieren, dass auch ein zu Hause entspanntes Pferd erst einmal nervös wird. Doch da­von sollte sich der Reiter nicht ver­unsichern lassen. Geländeparks bieten genug Platz, um Pferd gemeinsam mit Führpferd zunächst im Schritt alles in Ruhe zu zeigen.

Sollte die Aufregung zu groß sein, ist das keine Frage des Alters. Ablongieren hilft nicht nur jungen Pferden, um den ersten Stress ab­zubauen. Oftmals bietet sich zu­ dem die Möglichkeit, die Pferde dressurmäßig abzureiten und an­schließend im Schritt über die Ge­ländestrecke zu reiten. Insb

esondere Dressurpferde profitieren sehr von regelmäßi­gen Ausflügen in einen Gelände­park. Da viele von ihnen außer dem Platz und der Halle nicht viel ken­nen, trägt diese Abwechslung nicht nur zur Verbesserung des proprio­zeptiven Systems bei, sondern för­dert nachhaltig die Gelassenheit des Pferdes. Dies wird sich beim nächsten Turniereinsatz auszah­len. Außerdem bieten Gelände­parks weite Strecken, auf denen galoppiert werden kann. Und das macht im Sommer wie im Winter nicht nur den Pferden Spaß.

Maike Schwerdtfeger

Download
Bauernblatt_Teil4.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.3 MB

Stangentreten für Kopf und Körper

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · JAN 2021 ·  TEIL 5

Im Winter steht jeder Reiter nahezu täglich vor der Herausforderung, sich selbst und dem Pferd den grauen Alltag etwas vielseitiger zu gestalten. Verschiedene Möglichkeiten wie das Einbeziehen von Pylonen, die Veränderung der Körperhaltung des Pferdes in der Dressurstunde oder das Reiten auf unterschiedlichen Böden wurden bereits in den vorhergehenden Teilen dieser Serie dargestellt. In diesem Teil steht die Stangen- und Cavalettiarbeit im Mittelpunkt.

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 5
Wie bereits im vierten Teil dieser Serie beschrieben, bietet das regel­mäßige Reiten auf verschiedenen Böden dem Pferd nicht nur men­tale Abwechslung, sondern schult auch das propriozeptive System und bietet Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken die nötige Viel­falt an Reizen, um gesund und wi­derstandsfähig zu bleiben. Einen weiteren Beitrag zu verbesserter Körperwahrnehmung und Koordi­nation leistet die Stangen-und Ca­valettiarbeit, von der sowohl junge als auch ältere P1erde profitieren.

Ziel des Reitens und damit auch der Stangenarbeit ist ein losgelas­senes Pferd, welches mit positi­ver Körperspannung, der Stirnlinie an der Senkrechten, einem aufge­wölbten Rücken und einem leicht abgekippten Becken locker durch den Körper schwingt. Hierbei spie­len unter anderem die vier großen Bauchmuskeln eine ganz entschei­dende Rolle. Nur wenn diese im­mer wieder an- und abspannen, ist das Pferd in der Lage, die Brust­wirbelsäule aufzuwölben. Bei der Stangenarbeit lässt sich dies gut trainieren, denn das Pferd nimmt die Stange als optischen Reiz am Boden wahr, der es dazu animiert, durch Kontraktion der Bauchmuskeln den Brustkorb an­zuheben. Bei abgekipptem Be­cken treten die Hinterbeine ver­mehrt nach vorne unter. Im Ide­alfall dehnt sich das Pferd an den Zügel und verbessert seine positive Körperspannung. So wird das Pferd durch regel­mäßiges Stangentreten in sich sta­biler und ausbalancierter. Es lernt, wo sein Körper "zu Ende" ist, und verbessert seine Koordination und Geschicklichkeit. Der Reiter sollte zur Unterstützung der Rückenauf­wölbung über den Stangen leicht traben oder in den Entlastungssitz gehen.

Langsam steigern

Egal ob jung oder alt, wenn ein Pferd keine Erfahrung mit Stan­gen-oder Cavalettiarbeit hat, wird es in kleinen Schritten daran gewöhnt. Oftmals reichen zu Beginn kurze Einheiten von 10 bis 15 min. So bleibt für Pferd und Reiter der Spaß erhalten.

Mit einem unerfahrenen Pferd startet man vom Boden aus im Schritt mit einer Stange. Diese soll­te man beispielsweise mit Pylonen befestigen, um sie am Wegrollen zu hindern. Während des Aufwär­mens kann man mit dem Pferd "zu Fuß" die Stange überqueren. Das Neue wird so schnell zur Normali­tät. Im weiteren Verlauf der Reitstunde bezieht man die Stange im Schritt ins Training ein. Übergän­ge vom Trab zum Schritt oder vom Schritt zum Halten und wieder An­reiten lassen sich mit der Stange kombinieren und erfordern Ge­schicklichkeit, Konzentrat on und Koordination.

Für die Schrittarbeit eignen sich nach der ersten Gewöhnung auch zwei hintereinandergelegte Stan­gen. Diese sollten je nach Körper­größe des Pferdes zirka 80 cm Abstand zueinander haben. Für Pfer­de, die eventuell zu Taktunreinhei­ten (Passgang) im Schritt neigen, eignet sich das Reiten im Schritt über zwei oder mehr Stangen gut, um die Fußfolge zu korrigieren. Das Pensum lässt sich von Woche zu Woche steigern. So bleibt das potenzielle Verletzungsrisiko ge­ring, dafür ist der Nutzen für die gesamte Biomechanik und die Ko­ordination des Pferdes hoch.

Nach diesen ersten wichtigen Se­quenzen der vertrauensbildenden Gewöhnungsarbeit geht es mit der Trab- und Galopparbeit weiter. Ge­nau wie im Schritt fängt man auch in diesen beiden Gangarten mit ei­ner am Boden liegenden Stange an und steigert moderat den Anspruch der Übungseinheiten.

Zwei hintereinanderliegende Stangen im Trab sollten je nach Trittgröße des Pferdes einen Ab­stand von 110 bis 130 cm haben. Im Galopp sollte der Abstand bei 3 bis 3,5 m liegen. Zwei bis drei Trab­stangen hintereinander stellen eine gute Basis für abwechslungsreiches Aufwärmen während der Reitstun­de dar. Zur Unterbrechung der ver­sammelnden Arbeit lassen sich die Stangen ebenfalls ins Training ein­beziehen.

Wenn das Pferd im Trab eine Fol­ge von drei bis vier flach am Boden liegenden Stangen sicher überwin­det und konditionell an regelmäßiges Stangentreten gewöhnt ist, bieten halbhoch aufgestellte Ca­valettis eine weitere sinnvolle Ergänzung. Diese erfordern im Trab gut ausgebildete Koordination, Geschicklichkeit und Körperspan­nung des Pferdes. Wie bei allen anderen neuen Trainingsimpulsen fängt man zunächst mit einem ein­zelnen halbhohen Cavaletti an. So bleibt die Unfallgefahr gering, und das Pferd wird weder physisch noch mental überfordert. Grundsätzlich gilt es in der Trainingseinheit zu be­denken, dass diese Arbeit für die P1erde körperlich und mental an­strengend ist. Damit der Muskel­stoffwechsel nicht in den anaero­ben Bereich gelangt, sollten immer wieder Schrittpausen am langen Zügel eingebaut werden.

Wird mit den Pferden regelmä­ßig über Stangen oder Cavalettis geritten, ist der Vielfalt an Möglichkeiten so gut wie keine Grenze gesetzt. Schritt-, Trab-und Galopp­einheiten lassen sich in einem viel­seitigen "Stangenparcours" immer wieder neu gestalten. Die dressur­mäßige Arbeit kann mit Übergän­gen, Verstärkungen, Volten, Wech­seln oder auch Seitengängen inte­griert werden. Sind die Pferde in ihrer Koordination und Geschick­lichkeit an die wechselnden Anfor­derungen regelmäßiger Stangen­arbeit gewöhnt, trägt diese zu ver­besserter Stabilität, Balance und einem guten Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter bei.

Maike Schwerdtfeger

Download
Bauernblatt_Teil5.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.2 MB

Gymnastik in der Gasse · FREISPRINGEN

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · FEB 2021 ·  TEIL 6

In den bisherigen fünf Teilen wurden verschiedene Ideen dargestellt, mit denen die grauen Wintertage auch für Pferde vielseitiger gestaltet werden können. Stangenarbeit, Wassertreten und die Einbindung von Pylonen ins Training sind Alternativen, die im Winter für etwas Abwechslung beim Reiten sorgen. In diese Reihe gehört auch das Freispringen.

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 6
Grundsätzlich ist jedes Pferd in der Lage, kleinere Hindernisse zu überwinden. Ausgenommen sind hiervon natürlich Pferde mit Vorer­krankungen, denen das Springen mit oder ohne Reiter nicht mehr möglich ist. Für alle anderen ist das Freispringen eine Alternative zum täglichen Training, die-struk­turiert und überlegt ausgeführt - dem Pferd in vielerlei Hinsicht gut­tut. Zum einen bietet Freispringen Abwechslung, sorgt für verbesser­te Körperbeherrschung, Schnell­kraft und Geschicklichkeit und un­terstützt den Muskelaufbau. Zum anderen fördert es das Lernvermö­gen und die Motivation des Pfer­des. Viele der Tiere haben einfach Spaß am Freispringen, und es stellt einen wertvollen Mosaikstein in der vielseitigen Ausbildung des Pferdes dar.

Vor dem Hintergrund, dass ein Pferd möglichst abwechslungs­reich trainiert werden sollte, da­mit es lange gesund, fröhlich und motiviert bleibt, lässt sich insbe­sondere im Winter das Freisprin­gen gut zweimal im Monat in den Trainingsplan einbauen. Hierfür sind einige wesentliche Aspekte in der Durchführung zu beachten, um das Pferd nicht zu überfordern oder ihm nachhaltig zu schaden.

Für den Aufbau einer Freispring­gasse eignet sich am besten eine Reithalle (20 x 40 m). Die Spiegel sollten abgehängt werden, um die Unfallgefahr zu reduzieren. Zudem sollte es in der Halle hell und ruhig sein. Viele Zuschauer in der Halle und an der Bande lenken das Pferd ab und führen zu Hektik und Un­ruhe.

Die Hindernisreihe wird an der langen Seite aufgebaut, möglichst in Richtung vom Ausgang weg. Oftmals werden die Hindernisrei­hen von der linken Hand gesprun­gen, da viele Pferde den Linksga­lopp bevorzugen und es ihnen somit leichter fällt. Es spricht jedoch nichts dagegen, auch diese Einsei­tigkeit zu unterbrechen und die Pferde an das Freispringen von der rechten Hand zu gewöhnen.

Gute Vorbereitung verhindert Unfälle

Die Gasse wird an der gesamten langen Seite mit hohen Hindernis­ ständern und reißbarem Flatter­band abgetrennt. Vor dem ersten und dem letzten Sprung sollte die Absperrung einige Meter weiterge­zogen werden, damit das Pferd ge­rade zum Sprung kommt und nach dem letzten Sprung geradeaus wei­tergaloppiert. Auch Pylonen kön­nen hierbei zum Einsatz kommen.

Der Aufbau der Sprünge richtet sich nach der Erfahrung des Pfer­des. Die Abstände orientieren sich an der Größe des Galoppsprungs. Wichtig für ein verantwortungsbe­wusstes Durchführen des Freisprin­gens sind mindestens zwei routi­nierte Helfer, die durch ihr ruhiges Auftreten insbesondere unsicheren und unerfahrenen Pferden die nö­tige Sicherheit vermitteln.

Auch Freispringen erfordert kon­sequentes Aufwärmen. Gerade im Winter sind Gelenk- und Sehnen­schäden durch mangelndes Warm­führen und Ablongieren (jeweils mindestens 15 min) schnell die Fol­ge einer vermeintlichen Zeiterspar­nis. Das Pferd sollte zumindest an den Vorderbeinen Gamaschen tra­gen und bei Bedarf auch Hufglo­cken und Streichkappen. Bandagen eignen sich nicht für das Freisprin­gen, da sie dabei aufgehen könn­ten. Je nach Temperament trägt das Pferd ein Halfter oder eine Trense, von der die Zügel entfernt wurden.

Junge oder unerfahrene ältere Pferde werden nach dem Aufwär­men zunächst in aller Ruhe durch die Gasse geführt, in der noch kei­ne Sprünge aufgebaut sind. Es zahlt sich aus, dem Pferd eventuelle Unsicherheit oder Angst zu neh­men, indem es erst einmal alles anschauen darf. Nimmt man sich diese Zeit nicht, sind oft Hektik, Überforderung und vermeidbare Unfälle die Folge.

Nach dem ersten Kontakt zu der Gasse mit dem bunten Flatterband wird eine Stange auf den Boden ge­legt. Entweder führt man das Pferd erneut durch die Gasse oder lässt es bereits frei traben. Anschließend kann die Stange durch ein Cavalet­ti ergänzt werden. Auch hierbei ist Ruhe elementar. Nur dann kann sich das Pferd konzentrieren und der gewünschte Lerneffekt eintre­ten. Denn das unsichere Pferd muss sich in dieser neuen Situation mit vielen Reizen gleichzeitig auseinandersetzten: Die gewohnte Reit­halle sieht anders aus, das Flatter­band wirkt eventuell furchteinflö­ßend, und es stehen mindestens zwei Menschen mit Peitschen in der Mitte. Somit ist weniger mehr und am Ende zielführender.

Anforderungen langsam steigern

Selbst wenn en Pferd bereits ein „Feispringprofi“ ist, liegt der gymnastische Effekt nicht in der Höhe des Sprungs oder in der Schnellig­keit, mit der die Gasse absolviert wird. Um die Freude und den Spaß für das Pferd zu erhalten, werden die Anforderungen langsam ge­steigert. Cavalettis, rhythmusge­bende Sprünge und In-Outs wir­ken einladend und können vom leichten ins Schwere umgebaut werden. Die Abstände zwischen Sprüngen müssen möglichst individuell an den Galoppsprung des Pferdes angepasst werden. An­sonsten findet das Pferd keinen Rhythmus, wird eher verweigern und verliert schnell die Freude am Freispringen. Schlimmstenfalls verletzt es sich. Ein In-Out wird mit 3 bis 4 m Abstand aufgebaut, ein Galoppsprung dazwischen bedeutet 6,5 m bis 7,5 m Abstand zwischen den Sprüngen. Bei zwei Galoppsprün­gen Abstand liegen 10 bis 11 m zwi­schen den Sprüngen.

Dies sind al­lerdings nur Richtwerte. Einen hohen gymnastischen Ef­fekt für den gesamten Pferdekör­per hat die Abfolge mehrerer Ca­valettis mit beispielsweise einem Steilsprung dazwischen und einem Oxer zum Schluss. Hierdurch wer­den die Beintechnik und die Rü­ckentätigkeit sowie die körperliche Fitness des Pferdes verbessert. Eine maximale Sprunghöhe von 80 cm reicht aus, um den gesamten Pferdekörper zu gymnastizieren. Ist das Pferd den Anforderungen ge­wachsen, wird es das Freispringen mit Freude absolvieren.

Maike Schwerdtfeger

Download
Bauernblatt_Teil6.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.4 MB

Umgang mit der Peitsche · Longieren

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · FEB 2021 ·  TEIL 7

Ein wiederkehrender Bestandteil des ausgewogenen Pferdetrainings sollte das Longieren sein.

Fachgerecht durchgeführt bietet es die Möglichkeit, das Pferd abwechslungsreich zu bewegen. So kann es vor allem im Winter dabei helfen, den tristen Hallenalltag zu am besten eine bewältigen.

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 7
Grundsätzlich gibt es verschie­denste Herangehensweisen an das Longieren. Diese reichen in vie­len Abstufungen von Müdema­chen durch wildes Herumtobenlas­sen im Roundpen bis hin zu einem mit Trense, Longiergurt und Hilfs­zügeln ausgerüsteten Pferd, wel­ches mit Konzept durch Longen­arbeit gymnastiziert wird. Welche Art des Longierens der Pferdebe­sitzer wählt, bleibt ihm überlassen. Im Gegensatz zum reinen Herum­toben kann fachgerechtes Longie­ren dafür genutzt werden, die ers­ten vier Punkte der Ausbildungs­skala (Takt, Losgelassenheit, An­lehnung, Schwung) zu erarbeiten. Dafür muss das klassische Longie­ren als Grundlage gelernt werden.

Das beginnt bereits bei der Aus­rüstung von Pferd und Longen­führer. Letzterer hat aus Sicher­heitsgründen immer Handschu­he und festes Schuhwerk zu tra­gen. Die Longe sollte mindestens 9 m lang sein, aus Baumwolle und ohne Stege oder Knoten. Die Peit­sche sollte mindestens 3 m und der Schlag 4,5 m lang sein. Die Peit­sche wird nicht auf den Boden ge­legt, um ein Verheddern des Pferdes zu vermeiden. Auch der Um­gang mit der Peitsche ist eine Frage der Übung. Denn Treiben ist nicht gleich Treffen. Stattdessen sollten wohldosierte Hilfen mit Peitsche und der Stimme so leise wie möglich sein.

Das Pferd trägt am besten eine Trense. Auch Gamaschen sowie ein Sattel ohne Bügel und darüber ein stabiler Longiergurt gehören zur Ausrüstung. Das Gewicht des Sat­tels regt die Rückentätigkeit an, au­ßerdem liegt damit der Widerrist frei und wird nicht von einem oftmals unpassenden Longiergurt ein­gequetscht. Dadurch hat der Rü­cken mehr Bewegungsfreiheit und kann besser im aufgewölbten Zu­stand schwingen.

Gutes Equipment nötig

Zu einer professionellen Longierausrüstung gehören korrekt ver­schnallte Hilfszügel. Ohne Hilfszü­gel geht der gymnastizierende Er-folg der Longenarbeit gegen null. Im Grundsatz gilt: Die Stirn-Na­sen-Linie muss vor der Senkrech­ten sein, und das Pferd wird mit dem Hilfszügel leicht nach innen auf die Zirkellinie eingestellt, aber keinesfalls nach innen gezogen. Die Einstellung der Hilfszügel wird zwar im Stand angepasst, sollte aber beim Herauslongieren kritisch überprüft werden. Denn wenn die Nase im Trab hinter der Senkrechten ist, kann das Pferd nicht mehr reell über den Rücken traben und diesen dabei aufwölben.

Der am besten geeignete Hilfs­zügel ist der Laufferzügel. Durch die seitliche, separate Verschnal­lung der beiden Zügel bildet sich je­weils ein Dreieck, welches das Pferd zum einen in die Vorwärts-Ab­wärts-Dehnung gleiten lässt und zum anderen eine gute seitliche Führung bietet. Nicht geeignet ist das Ausbinden mit Zügeln oder Sehlaufzügeln, da diese am Sattel­oder Longiergurt verknotet wer­den müssen. Dadurch verändern sie während des Longierens ihre Län­ge. In der Konsequenz verwirft sich das Pferd im Genick und der gym­nastizierende Effekt ist verloren.

Die Longe wird während des Lon­gierens nur am inneren Trensen­ring befestigt. Weder eine Führung durch den inneren Ring und über den Kopf zum äußeren (Kopflonge) noch das Durchschnallen der Longe an den äußeren Gebissring sollten angewendet werden, da dies dem Pferd in den sehr sensiblen Berei­chen Genick und Maul Schaden zu­fügt. Durchdachtes Training

Vor dem Longieren wird das Pferd mindestens 15 min im Schritt warm geführt. Erst danach werden die Hilfszügel angebracht. Die Lon­giereinheit selbst sollte nicht län­ger als 30 min dauern, da sonst die Belastung der Gelenke durch die Bewegung auf dem Zirkel zu groß wird. Der Longierzirkel ist idealer­weise ein geschlossenes Roundpen mit einem Durchmesser von min­destens 16 m.

Eine Longiereinheit sollte genau wie das dressurmäßige Arbeiten des Pferdes unter dem Sattel im­mer mit Konzept erfolgen. Dabei sind das Alter und der Ausbildungsstand des Pferdes zu berücksichti­gen. Eine gute Orientierung bietet auch beim Longieren die Skala der Ausbildung.

Begonnen wird mit lösenden Übungen. Hierzu zählen Trab­Schritt- und im weiteren Verlauf Trab-Galopp-Übergänge. Häufige Handwechsel alle 5 min sind wich­tig, um eine übermäßige einseiti­ge Belastung zu vermeiden. Der Handwechsel findet in der Mitte des Zirkels statt. Die zweite Phase wird individuell auf das Pferd ab­gestimmt. Beispielsweise können die Intervalle der Übergänge ver­kürzt oder eine ganze Parade auf dem Hufschlag - also das Halten - dazugenommen werden. Korrekt ausgeführt ist dies bereits eine an­spruchsvolle Lektion für Pferd und Longenführer. Eine sinnvolle Ergänzung kön­nen einzelne Trabstangen bieten. Diese lassen sich sowohl in der lö­senden als auch in der Arbeitspha­se einbauen. Mit kleineren Linien, beispielsweise Zirkelverkleinern, lässt sich die Hinterhand aktivie­ren. Doch gilt für beides: Weniger ist mehr. Immer sollte berücksich­tigt werden, dass es für die pferde eine große Anstrengung ist, Runde um Runde ausbalanciert im Kreis zu laufen. Schrittpausen sind uner­setzlich, um eine Muskelübersäue­rung zu vermeiden und die Motiva­tion zu erhalten.

Für die abschließende Entspan­nungsphase können die Hilfszü­gel um drei Löcher verlängert werden. Das Ziel der Longiereinheit ist erreicht, wenn sich das motivierte Pferd mit aufgewölbtem Rücken fleißig an das Gebiss dehnt, aktiv untertritt und die Trainingseinheit zufrieden beendet.

Maike Schwerdtfeger

Download
Bauernblatt_Teil7.pdf
Adobe Acrobat Dokument 819.2 KB

Longieren mit dem Kappzaum

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · MÄRZ 2021 ·  TEIL 8

Der Winter geht zu Ende, der Frühling kündigt sich an. Doch auch in der wärmeren Jahreszeit behält das abwechslungsreiche Training der Pferde seine Wichtigkeit. Im siebten Teil dieser Serie stand das Grundlagenwissen zum fachgerechten Longieren im Mittelpunkt. Doch es gibt noch andere Möglichkeiten, an der Longe zu arbeiten, zum Beispiel mit dem Kappzaum.

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 8
Gutes Longieren erfordert zu­nächst sichere Kenntnisse im Um­gang mit der Longe, der Peitsche und weiteren Ausrüstungsgegen­ständen wie Longiergurt und Hilfs­zügel. Dieses Basiswissen sollte der Longenführer sicher beherrschen, bevor er sich weiteren Möglichkei­ten der Longenarbeit zuwendet, denn schlechtes Longieren kann dem Pferd nachhaltigen körperli­chen und psychischen Schaden zu­fügen. Beim gymnastizierenden Longieren sollte es nicht darum ge­hen, das Pferd müde zu machen. Diesbezüglich hat „Abbuckelnlas­sen an der Longe" auch nichts mit planvoller Longenarbeit zu tun, sondern dient nur dazu, mal Ener­gie abzulassen.

In einem durchdachten Trainings­konzept ist regelmäßiges Longie­ren ein wichtiger Bestandteil zur Gesunderhaltung des Pferdes. Ne­ben der klassischen Longenarbeit mit Trense, Sattel, Longiergurt und Laufferzügel bietet die Arbeit am Kappzaum eine weitere Abwechs­lung im täglichen Training. Auch hierbei ist es wichtig, dass die Aus­rüstung dem Pferd gut passt und ihm nicht wehtut. Ein unpassender, schlecht verschnallter Kappzaum kann die zahlreichen sensiblen Ner­venbahnen am Kopf massiv nega­tiv beeinflussen, was zu deutlichem Unwohlsein und Kopfschlagen des Pferdes führen kann. Dies wieder­um führt zu Verspannungen im Ge­nick und Hals und bedeutet, dass die gesamte gut gemeinte Arbeit ins Gegenteil umschlägt. Das Pferd wird immer fester und verspannter, die Losgelassenheit sowohl an der Longe als auch unter dem Reiter wird schlechter statt besser.

Richtiger Sitz

Das Nasenstück des Kappzaums muss hoch genug auf dem knöchernen Nasenrücken und keinesfalls auf dem knorpeligen Ende des Nasenrückens liegen. Alle Riemen sollten längenverstellbar sein. Nach dem Anlegen wird zuerst der Ganaschenriemen und dann der Nasenriemen geschlossen. Das verhindert beim Anziehen der Riemen starken Druck auf Genick und Nacken. Direkt unter dem Jochbein befinden sich hochsensible Nervenbahnen, des­halb müssen zwischen Jochbein und Na­senriemen zwei Fin­ger Platz haben. Der Ganaschenriemen ver­läuft vom Pferdeauge gesehen gerade nach unten. Der Nasenriemen wird relativ fest angezogen, um zu ver­meiden, dass die Ba­ckenstücke beim Lon­gieren beispielsweise ins äußere Auge ver­rutschen. Die Longe wird in den mittleren Ring auf dem Kapp­zaum eingehakt. Die­ser liegt immer mittig auf dem Nasenrücken.

Der Longenführer sollte sich auch bei der Arbeit mit dem Kappzaum klarma­chen, dass es für ein Pferd sehr schwierig ist, gleichmäßig in al­len drei Grundgangarten ausbalanciert auf einer Kreislinie zu laufen. Deshalb sind Geduld und Ruhe gefordert, genau wie beim klassischen Longieren. Ohne reelle Stellung und Biegung schadet die Schräglage auf der Kreislinie, oftmals mit Außenstellung in überhöhtem Tempo, den Sehnen, Bändern und Gelenken. In diesem Fall läuft das Pferd auf der Vorhand und beansprucht zur Balancefin­dung genau die Muskulatur, die es gerade nicht aufbauen soll, näm­lich die des Unterhalses.

Langsam anfangen

Wie bei allen Dingen, die als zu­sätzliche Abwechslung in den Trai­ningsplan aufgenommen werden, sollte man auch mit dem Longieren am Kappzaum in moderaten Schrit­ten beginnen. Der Kappzaum hat eine Zugwirkung, die sich vor al­lem punktuell auf die Genickstel­lung auswirkt. Er wirkt nicht über das Pferdemaul ein, sondern über den Nasenrücken und das Genick. Damit ermöglicht er eine präzise Einwirkung und Stellung. In klei­nen Schritten kann dem Pferd so­wohl bei der Arbeit an der Hand als auch auf der Kreislinie die korrek­te Genickstellung beigebracht wer­den. Im Idealfall erlernt das Pferd durch das Longieren am Kappzaum die korrekte, ausbalancierte Deh­nungshaltung und Längsbiegung auf der Zirkellinie. Je mehr man dem Pferd die Möglichkeit gibt, diese Art der Arbeit in seinem in­dividuellen Lerntempo kennenzu­lernen, umso mehr Freude wird es am Ende damit haben. Viele Pau­sen sind obligatorisch und Überfor­derung sollte vermieden werden.

Nach einer Aufwärmphase im Schritt von mindestens 15 min bie­tet es sich je nach Ausbildungs­stand des Pferdes an, zunächst mit Basisübungen zu beginnen, wie etwa Schritthalten, Rückwärts­richten oder einige Tritte übertre­ten lassen. Durch häufige Hand­wechsel wird eine einseitige Belas­tung vermieden. Statt einer Lon­gierpeitsche nimmt man für die Schrittarbeit als Verlängerung des Arms eine Gerte. Das Ziel ist nicht die perfekte Lektion, sondern das Vertrauen des Pferdes in den Lon­genführer sowie die Akzeptanz des Kappzaums und der treiben­den Hilfe durch die Gerte.

Konstante Verbindung

Nach dieser ersten Gewöhnung beginnt man mit dem Longieren im Schritt auf einem großen Zirkel. Hierbei hat es sich bewährt, zu Be­ginn mit dem Pferd an einer zirka 4 bis 5 m langen Longe mitzugehen. Die Gerte tauscht man gegen die Peitsche. Eine konstante Verbindung zwischen Longe und Kappzaum „erklärt“ dem Pferd, das es sich in eine Dehnungshaltung begeben soll. Mit der nach außen geführten Hand zeigt der Longenführer dem Pferd den Weg zu korrekter Stellung und Biegung. Sobald sich das Pferd dehnt, wird der Druck durch die Longe auf den Kappzaum reduziert und das Pferd gelobt. Die meisten Pferde verstehen dies schnell und nehmen die Dehnungshaltung gerne an.

Erst wenn ein Pferd die grundsätzliche Idee der Kappzaumarbeit verstanden hat und sich im Schritt auf geraden und gebogenen Linien dehnt und den Rücken aufwölbt, sollten Trab-Schritt-Übergänge in die Arbeit einbezogen werden. Die Kopf-Hals-Position darf nicht zu tief geraten. Die Nüstern befinden sich bei dieser Arbeit zwischen Buggelenk und Vorderfußwurzelgelenk, nicht tiefer. Kann das Pferd diese Position über einen längeren Zeitraum im Schritt und Trab halten, können Trab-Galopp-Übergänge dazu genommen werden. Sobald das Pferd mit dem Kopf schlägt oder sich nicht mehr in Dehnungshaltung begibt, ist es spätestens Zeit, die Trainingseinheit zu beenden. Um die Motivation des Pferdes an dieser Arbeit zu erhalten, sollten moderate Ziele in kleinen Schritten erarbeitet werden. Dann ist das Pferd mit Freude bei der Sache und hat Spaß an dieser weiteren Abwechslung im Trainingsprogramm.

Download
Bauernblatt_Teil8.pdf
Adobe Acrobat Dokument 785.4 KB

Zusammenhänge beachten

PFERD & Reiter / BAUERNBLATT · MÄRZ 2021 ·  TEIL 9

Der Frühling nähert sich in großen Schritten und die Artikelserie „Abwechslungsreiche Winterarbeit" findet mit diesem Beitrag ihr Ende. Doch das Thema „Abwechslung in der Pferdeausbildung" verliert auch im Sommer nicht an Relevanz. Vielmehr sollten sich Reiter und Pferdefreunde bewusst machen, dass eine vielseitige Ausbildung für die physische und psychische Gesunderhaltung der Pferde elementar ist.

LESEN SIE HIER DEN GANZEN BERICHT TEIL 9
Berücksichtigt man die evoluti­onsbiologische Entwicklung des Pferdes, wird offensichtlich, dass die Tiere zwar inzwischen züch­terisch zu sportlichen Höchstleis­tungen befähigt worden sind, die Anforderungen der Biomechanik, des Verdauungstraktes und der In­stinkte jedoch nach wie vor denen eines vermeintlichen Urzeitpferdes entsprechen. Das bedeutet, dass die Haltung und das Management von Pferden - egal ob sie im Spit­zensport oder im Freizeitbereich unterwegs sind - grundsätzlich noch immer so gestaltet werden müssen, dass diese Kriterien erfüllt werden. Denn jedwede Einschrän­kung dieser ursprünglichen Be­dürfnisse hat in irgendeiner Form Auswirkungen auf die körperliche oder mentale Gesundheit des Pfer­des. Dies wird von vielen Pferden zunächst bravourös kompensiert.

Es liegt auf der Hand, dass die heutigen Haltungsbedingungen den ursprünglichen Bedürfnissen der Pferde höchstens im Ansatz gerecht werden. Umso mehr sind Reiter und Besitzer gefragt, ihren Pferden eine möglichst vielseitige Ausbildung und annähernd art­gerechte Haltung zu ermöglichen, um das Risiko von frühzeitigem Verschleiß, mentaler Unausgegli­chenheit und anderen Zivilisations­krankheiten zu reduzieren.

Haltung und Fütterung

Viele Ställe bieten inzwischen deutlich artgerechtere Haltungs­konzepte an. Diejenigen Pferdehal­ter, deren Tiere in Ställen mit um­fangreichem Weide- und Paddock­gang sowie ausreichender Rau­futterversorgung stehen, wissen diese Haltungsform zu schätzen. Die Pferde sind besonders ausge­glichen und motiviert. Psychische Verhaltensauffälligkeiten wie We­ben, Stangenbeißen oder Koppen treten seltener auf.

Doch zu einem durchdachten Management des Pferdes mit dem Ziel, es nachhaltig gesund und leistungsbereit zu halten, gehört mehr als ein schöner Stall. Der As­pekt einer bedarfsangepassten Fütterung, deren Hauptkompo­nente immer Raufutter höchster Qualität sein sollte, egal wie inten­siv das Pferd gearbeitet wird, darf nicht außer Acht gelassen werden. Jedes Pferd benötigt zudem jeden Tag -auch im Sommer auf der Wei­de - ein hochwertiges Pferdemi­neralfutter. Der Bedarf an lebens­wichtigen Makro- und Mikronähr­stoffen sowie Vitaminen lässt sich nicht nur mit Heu, Gras und etwas Hafer decken.

Die meisten Pferde kommen bei entsprechender Raufutterversor­gung mit kleinsten Kraftfutterga­ben gut aus. Ein Großteil der Pfer­de ist eher über- als unterversorgt. Hierbei sollte man im Auge behal­ten, dass die gut gemeinte Müs­lifütterung mit daraus folgender Überversorgung zu schädlichem Übergewicht führen kann. Dieses belastet nicht nur den Verdauungs­apparat, Sehnen, Gelenke und Bän­der, sondern kann schlimmstenfalls beispielsweise zum Equinen Meta­bolischen Syndrom (EMS) führen.

Wie in den ersten Teilen dieser Serie beschrieben, ist neben der möglichst artgerechten Haltung und einer leistungsangepassten Fütterung die abwechslungsreiche Ausbildung des Pferdes elementar.

Richtige Ausbildung

Unabhängig von der Disziplin, für die ein Pferd gezüchtet wurde oder für die sich ein Reiter beson­ders begeistert, stehen bei einem durchdachten Training drei Haupt­ziele im Mittelpunkt: die nachhal­tige Gesunderhaltung durch Re­duzierung des Verletzungsrisikos und Minderung des Verschleißes, die mentale Ausgeglichenheit und die Verbesserung der athletischen Fähigkeiten. Nur ein an den richtigen Körper­stellen gut bemuskeltes Pferd ist in der Lage, einen Reiter regelmäßig über viele Jahre auf seinem Rü­cken zu tragen. Es liegt in der Ver­antwortung des Reiters, Sorge da­für zu tragen, dass die Ausbildung des Pferdes dem Alter entsprechend schonend und durch­dacht aufgebaut wird. Neben passendem Equipment und ei­nem fachgerechten Beschlag zählt die Grundkenntnis der Biomecha­nik des Pferdes zu den Möglichkei­ten, die ein Reiter hat, um mit dem entsprechenden Hintergrundwis­sen das Training altersgemäß zu gestalten.

Nachhaltige Ausbildung ist auf­wendig, kostet Zeit, Geduld und oftmals viel Geld. Ein korrekt gerit­tenes Vorwärts-Abwärts mit auf ge­wölbter Brustwirbelsäule, der Nase an oder vor der Senkrechten und einem fleißig untertretenden Hin­terbein ist viel schwieriger reell zu erarbeiten als die Akzeptanz des Reiters, dass sich das Pferd hinter der Senkrechten verkriecht oder man sich einfach eines Hilfszügels bedient, damit das Pferd vermeint­lich „über den Rücken" geht.

Jedwede Art von Verspannung, sei es durch einen unpassenden Sattel, zu viel Zeit in der Box oder zu einseitiges Training, führt bei einem Pferd zu körperlichen Kom­pensationen, die langfristig Schädi­gungen des Bewegungsapparates bewirken können. Im ersten Mo­ment sind diese für den Reiter nicht immer erkennbar. Doch aufmerk­sames Hinschauen lohnt sich. Vie­le muskuläre und artikuläre Blocka­den lassen sich effektiv durch Ver­änderungen im Management be­heben, etwa durch Anpassung der Haltung oder der Reitweise und gegebenenfalls mit Unterstützung durch einen sachkundigen Thera­peuten. Denn das schönste Lob ist am Ende des Tages doch ein fröh­liches, motiviertes Pferd, das sich täglich freut, seinen Reiter zu se­hen.

Download
Bauernblatt_Teil9.pdf
Adobe Acrobat Dokument 806.9 KB

ERFAHRUNGSBERICHTE

DAS SAGEN KLIENTEN ÜBER MEINE ARBEIT

FLIC FLAC

"Maike hat ein unglaubliches Fachwissen, was mich bei jedem Termin aufs Neue fasziniert und steht uns immer mit Rat und Tat zur Seite."

Kim-Kristin Hirsch · Schönberg



LESEN SIE HIER DEN GANZEN ERFAHRUNGSBERICHT

ZU FLIC FLAC · Im Sommer 2022 zog meine damals 5-jährige Stute bei mir ein. Leider stellte sich nach kurzer Zeit heraus, dass sie immer wieder unkontrollierbar wurde. Infolgedessen hatten wir leider einen Unfall, der für mich eine Zwangspause bedeutete. mehr
Auch danach bestand die Problematik weiterhin und der Gedanke aufzugeben, wurde immer präsenter. Meine beste Freundin erzählte mir daraufhin von Maike und ermutigte mich, einen Termin zu vereinbaren und so war Maike im März 2023 das erste Mal bei uns und ich war begeistert.

Wir bekamen einen genauen Plan an die Hand und Maike behandelte Flic Flac regelmäßig. Stück für Stück wurden kleine Fortschritte sichtbar und mittlerweile ist es sogar möglich, am langen Zügel zu reiten, woran lange Zeit überhaupt nicht zu denken war. Maike hat ein unglaubliches Fachwissen, was mich bei jedem Termin aufs Neue fasziniert und steht uns immer mit Rat und Tat zur Seite.

Ich bin Dir, liebe Maike, unglaublich dankbar, wie sehr Du uns bis zum jetzigen Zeitpunkt geholfen hast und immer noch hilfst. Ohne Dich hätte ich nicht das Pferd, was ich heute habe und dank Dir, habe ich die Hoffnung nie aufgegeben.

Danke für alles, Maike!